Erstaunlich
ist, was in den Feuilletons dieser Woche über Hermann Hesse
erscheint. Als Stimmung gilt: Wir enstauben einen Star. Das
Gesamtwerk wird hervorgekramt und grob durchleuchtet. Dann einmal
nach Calw und erinnern. 'Der Spiegel' bietet Hesse gleich das
Titelblatt – mit erhobenem Zeigefinger, gewohnt modern. Hesse würde
toben, in seinem Garten in Montagnola, wenn ihn diese Meldungen
erreichten – angenommen er könnte noch toben.
Heute
vor 50 Jahren beendete ein Hirnschlag das Leben von Hermann Hesse.
Mehrere tausend Seiten Erzähungen und Romane, etwa 1.400 Gedichte
sowie zahlreiche Briefe berichten von Suche, Aushalten, Leiden und
Glück. Zahlreiche Aphorismen sind gar Volksgut geworden. Für
scheinbar jede Lebenslage bietet sein Werk die passende Lektüre.
Seit Erscheinen sind seine Bücher gefragt – und immer wieder Leser
enttäuscht. Besonders jene, die mit Elan ihren Sinn und ihre Suche
befragen und sich von Hesse die Antwort erhoffen. Der Einsatz, Hesses
Geschichten zu verstehen oder einfach anzuerkennen ist hoch:
Unbedarftheit oder zumindest unvoreingenommenes Herantasten.
Glücklich kann sich schätzen, wer Hesses Bücher schlicht liest.
Allen
Interpretationen und Zwischenrufen neuentdeckter Lesarten steht denn
ein Detail entgegen: Am Ende geht es immer um ihn. Er beschreibt
nicht den Rest und erfüllt fremde Herzen. Er ist der Zauber, der
jeder seiner Geschichten innewohnt. Die Weltanschauung muss warten.